Die Zeit, die Zeit…

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Hier bin ich wieder und stelle euch ein sehr, sehr interessantes Thema vor. Heute geht es um den Rhythmus der Natur, der Tiere und des Menschen. Der Mensch wäre gut beraten, seinem eigenen Rhythmus mehr zu folgen. Nur – kann und darf er das auch? In unserer hektischen, schnelllebigen Zeit gelingt es uns nicht immer, auf unseren Körper zu hören. Der schnöde Mammon, die ach so wichtige Arbeit und die vielen Termine zwingen uns Menschen einiges ab. Oft hören wir nicht mehr auf unsere eigene Uhr, die tickt und tickt und tickt. Mittagessen werden flexibel gehandhabt, genauso wie dringend notwenige Ruhephasen.

Wir Europäer sind übrigens ein seltsames Volk! Wir haben uns nämlich dazu entschieden, die Uhrzeit zweimal im Jahr zu verändern. Und das ganz freiwillig! Aber ist das richtig? Die Veränderung der Zeit hat fatale Folgen für mich. Ich bin für zwei Monate im Jahr zu nichts zu gebrauchen. Ich bin außer Gefecht gesetzt, bin müde, gestresst und habe Hunger, obwohl der Mittagstisch erst in einer Stunde gedeckt sein wird. Das Hungergefühl und das Essen unterliegen einem natürlichen Rhythmus. Das Grummeln und Pieksen im Bauch kommen stets zur rechten Zeit. Die Anspannung, die Entspannung, alles unterliegt einer feinen, sensiblen Abstimmung unserer Körpersäfte.

Jedes Jahr verliere ich mit der Zeitumstellung zwei Monate an Lebensqualität. Bei meinen mittlerweile 39 Jahren sind da insgesamt 4,1 Jahre zusammengekommen. Eine Riesenmenge! Findet ihr nicht auch?

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wikipedia, Foto: goldlocki

Nun ja, die Zeitumstellung ist dabei – ehrlich gesagt -noch ein kleiner Fisch. Viel schlimmer ist es, dass die Menschheit in sehr vielen Bereichen nicht mehr auf den natürlichen Rhythmus hört. Und das hat Folgen. Es fängt schon am Ursprung an. Wir geben unseren Nahrungsmitteln nicht mehr die nötige Zeit, um zu wachsen. Alles muss schnell wachsen, und das zu jeder Jahreszeit. Ruhephasen sind verboten! Die Gewächshaustomaten aus Spanien lassen grüßen. Wir brauchen sie schließlich zu jeder Jahreszeit. Auch im Winter! Mein Gott, was wäre ein Salat ohne Tomaten?! Also ich denke, es wäre sinnvoller, auf schnell gezüchtete Industrietomaten im Winter zu verzichten. Aber wir Konsumenten sind schließlich selbst schuld, dass es diesen Wahnsinn überhaupt gibt. Wir kaufen das, was unsere Augen begehren.

Die Menschen verlieren immer mehr den Blick fürs Wesentliche. Schnell und Billig heißt die Devise. Ich bin der Meinung, wir brauchen heutzutage vor allem saisonale, regionale und möglichst ungespritzte und nicht hochgezüchtete Lebensmittel. Gestehen wir unseren Lebensmitteln die Zeit zu, die sie zum Wachsen benötigen, und ja: auch Makel sind erlaubt. Herr Apfel und Frau Kartoffel dürfen ruhig einmal ein Loch in der Birne haben. Sie schmecken trotzdem gut.

imageFreunde und Bekannte von mir reagieren immer häufiger allergisch auf bestimmte Lebensmittel. Dabei spielt auch der Rhythmus eine Rolle. Tests ergaben, dass hierfür vor allem Nahrungsmittel schuld sind, welche meine Bekannten jeden Tag zu sich nehmen – Tomaten, Karotten, Äpfel, zum Beispiel. Auch Abwechslung macht einen gesunden Rhythmus aus: Bitte esst nicht jeden Tag das Gleiche, wechselt ab. Wir greifen eindeutig zu oft in dasselbe Regal und nehmen uns immer dieselben Lieblingsspeisen heraus und geben sie in den Einkaufskorb: immer dieselben Orangen, immer dieselbe Mozzarella, immer dieselben Kartoffeln.

Ein Tipp: Schickt doch einmal euren teuren Lebenspartner zum Einkaufen. Ihr werdet staunen, welche Neuigkeiten er nach Hause bringen wird. Halbbittere Schokolade mit Minzestückchen, Schokolade mit Orangenstückchen, Schokolade mit Chilistückchen, Birnenjoghurt, Pecorino, Sardellen, biologisches Weißbier, Khaki.

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Sehen auf Anhieb nicht sehr appetitlich aus – schmecken aber vorzüglich: unsere Schwarzwurzeln! (wikipedia, Foto: goldlocki)

Ich habe in letzter Zeit besonders auf diese Art von Abwechslung geachtet und habe vermieden, jeden Tag dieselben Nahrungsmittel zu mir zu nehmen. Dabei habe ich besonders saisonale und regionale Produkte gekauft und verzehrt: jeden Tag ein anderes Vollkorngetreide, kalt gepresste Öle, Wintergemüse. Und ich kann sagen, es funktioniert, ich fühle mich pudelwohl! Obst kann man übrigens ruhig reduzieren. Im Gegensatz dazu sollen Sauerkraut, Kohlarten, Bohnen, weiße und rote Rüben im Winter ganz oben in der Einkaufsliste stehen. Auch Schwarzwurzeln sind nicht zu verachten, ein selten gegessenes Gemüse, das aber den Winter-Speiseplan total bereichert. Deshalb möchte ich euch auch ein Schwarzwurzelrezept mit auf den Weg geben.

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Ein Cedrobaum in der Wohnung verströmt eine angenehme Atmosphäre 🙂 Hier seht ihr meinen!

Schwarzwurzelrisotto mit Cedroraspeln

  • Vollkornrisotto waschen
  • Zwiebel klein würfeln und in Butter in einem Topf 5 Minuten anrösten
  • Danach Reis dazugeben und gemeinsam mit den Zwiebeln kurz anbraten
  • Wasser mit Suppenwürze dazugeben und eine halbe Stunde köcheln lassen
  • Immer wieder fleißig umrühren
  • In der Zwischenzeit die Schwarzwurzeln waschen und schälen. Handschuhe nicht vergessen!
  • Schwarzwurzeln in kleine Stücke schneiden und in eine Schüssel mit Zitronenwasser geben
  • Nachdem der Risotto eine halbe Stunde lang gekocht hat, Schwarzwurzeln in den Topf geben
  • Nach insgesamt 45 Minuten den Risotto vom Herd stellen, diesen mit Sahne verfeinern und Cedroraspeln unterrühren
  • Zum Garnieren noch roten Pfeffer verwenden

Und fertig ist ein weiteres Schmausgericht! Lasst es euch schmecken! Eure Ursula